Kombinierte Mathe- und Musikstunden stärken den Zahlensinn
Bessere Noten durch Noten: Wenn Musikelemente in den Mathematikunterricht integriert werden, schreiben die Schüler bessere Noten, so eine aktuelle Studie. Demnach schnitten rund drei Viertel der auf diese Weise musikalisch geförderten Kinder deutlich besser in Mathe ab als jene, die keine musikalische Förderung erhalten hatten. Musik lässt sich zum Beispiel in die Mathestunde integrieren, indem die Schüler beim Lernen von Zahlen und Brüchen zu Stücken mit unterschiedlichen Rhythmen klatschen müssen.
„Hat ein Dreieck die Seitennamen a, b und c und einen rechten Winkel gegenüber von c, dann hast du gleich zur Berechnung eine Formel parat. Denn dann gilt: a2 + b2 = c2“, besingt der Mathe-Youtuber Dorfuchs den Satz des Pythagoras. Doch Musik hilft nicht nur dabei, Merksätze zu verinnerlichen, sondern hat auch einen direkten Einfluss auf die Leistungen in der Schule.
So hat sich etwa bereits gezeigt, dass Jugendliche, die in einer Band aktiv sind, gleichzeitig bessere Noten in Mathe, Englisch und Naturwissenschaften schreiben. Doch könnten auch Schüler, die nicht außerschulisch musizieren, von diesem leistungssteigernden Effekt profitieren?
Musik meets Mathe
Ayça Akın von der türkischen Antalya Belek Universität hat nun untersucht, ob musikalische Elemente im Mathematikunterricht sich positiv auf den Zahlensinn der Schüler auswirken. Dafür kombinierte sie die Ergebnisse von 55 Studien aus der ganzen Welt, die bei fast 78.000 jungen Menschen die Folgen von Musik auf ihre Rechenfähigkeiten erforscht hatten.
Die Experimente liefen jeweils gleich ab: Die Schüler schrieben einen Mathe-Test, durchliefen eine musikalische Intervention und schrieben dann einen weiteren Test. So konnten die Forschenden erkennen, wie sich die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen durch den musikalischen Einfluss verändert hatten. Ihre mathematischen Fortschritte wurden außerdem jeweils mit denen einer Kontrollgruppe verglichen, die nicht an der Intervention teilgenommen hatte.
In Akıns Meta-Analyse flossen insgesamt drei verschiedene Arten von musikalischen Interventionen ein. Erstens klassischer Musikunterricht, in dem Kinder sangen, Musik hörten und kurze Stücke komponierten. Zweitens instrumentale Musikinterventionen, in denen die Kinder ein Instrument lernten. Und drittens integrierte Musik-Mathe-Interventionen, die die beiden Fächer nicht voneinander trennten, sondern Musik aktiv in den Mathematikunterricht einbanden.
Bessere Mathenoten dank Musik
Das Ergebnis: Der Einsatz von Musik, sei es in separaten Unterrichtsstunden oder als Teil des Mathematikunterrichts, hatte die Mathenoten der Schüler langfristig verbessert, wie Akın berichtet. Den größten Effekt zeigten dabei die integrierten Musik-Mathe-Interventionen. Rund 73 Prozent der Schüler, in deren Mathestunden musikalische Elemente eingeflossen waren, hatten sich im Vergleich zu Schülern ohne musikalische Förderung deutlich verbessert.
Auf Platz zwei landeten diejenigen, die ein Instrument erlernt hatten. 69 Prozent von ihnen schnitten im zweiten Mathetest besser ab als die Kontrollgruppe. Am wenigsten effektiv war offenbar der klassische Musikunterricht. Doch selbst hier schnitten immer noch 58 Prozent der Schüler besser ab als diejenigen ohne musikalische Intervention, wie Akın herausgefunden hat.
Größte Effekte bei Grundrechenarten
Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass Kindergarten- und Grundschulkinder im Schnitt deutlich stärker von musikalischen Einflüssen profitieren als etwa Teenager oder Studierende. Akın zufolge hängt das mit einer weiteren Erkenntnis ihrer Analyse zusammen, nämlich dass Musik am besten beim Lernen grundlegender mathematischer Konzepte wie den Grundrechenarten hilft.
Musik lässt sich dabei auf vielfältige Weise in den Mathematikunterricht integrieren. In einer der Studien klatschten die Kinder etwa zu Stücken mit unterschiedlichen Rhythmen, während sie gerade Zahlen und Brüche lernten. Aber auch der Einsatz von Mathematik beim Entwerfen neuer Musikinstrumente habe sich als wirksam erwiesen, so die Forscherin.
Viele fächerübergreifende Gemeinsamkeiten
Doch was hat Mathematik überhaupt mit Musik zu tun? Laut Akın haben die beiden Fächer mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick vermuten würde. „Beide Disziplinen erfordern abstraktes Denken, quantitatives Denken und die Verwendung symbolischer Formeln. Darüber hinaus sind mathematische Konzepte wie Muster, Ordnung, Symmetrie, Zahlen, Verhältnisse, Brüche, Division und das Konzept des Ganzen in den Disziplinen Mathematik und Musik entscheidend“, erklärt die Forscherin.
Neben den fachlichen Gemeinsamkeiten geht Akın aber auch davon aus, dass musikalische Elemente den Mathematikunterricht schlichtweg spaßiger gestalten und den Schülern dadurch die Angst nehmen. „Wenn Mathematik- und Musiklehrer ermutigt werden, den Unterricht gemeinsam zu planen, könnte dies dazu beitragen, die Ängste der Schüler vor der Mathematik abzubauen und gleichzeitig die Leistungen zu verbessern“, so die Forscherin. (Educational Studies, 2023; doi: 10.1080/03055698.2023.2216826)
Quelle: Taylor & Francis Group