Curry-Inhaltsstoff im Vergleich zu gängigen Medikamenten getestet
Gelbes Pulver ganz groß: Der Curry-Inhaltsstoff Kurkuma hilft genauso effizient gegen Verdauungsstörungen wie herkömmliche Medikamente, wie Forschende herausgefunden haben. Da Kurkumin außerdem anders als pharmazeutische Protonenpumpen-Hemmer wie Omeprazol praktisch keine Nebenwirkungen hat, empfiehlt das Forschungsteam, es in der klinischen Praxis häufiger als Mittel gegen Blähungen, Völlegefühl und Sodbrennen in Erwägung zu ziehen.
Aus der Wurzel der Pflanze Curcuma longa lässt sich ein besonderes, gelbes Pulver extrahieren: Kurkuma. Dessen natürlicher Inhaltsstoff Kurkumin verleiht nicht nur dem Geschmack von Curry-Gerichten das gewisse Etwas, sondern ist auch medizinisch wertvoll. So hat sich etwa bereits gezeigt, dass Kurkumin ein ebenso potenter Entzündungshemmer ist wie Kortison und auch bei der Wundheilung helfen kann. Im ostasiatischen Raum kommt es außerdem seit langem als Mittel gegen Verdauungsstörungen zum Einsatz, doch wissenschaftliche Beweise für seine Wirksamkeit fehlten in diesem Kontext bislang.
Kurkumin versus Omeprazol
Forschende um Pradermchai Kongkam von der Chulalongkorn-Universität in Bangkok haben nun erstmals untersucht, wie gut Kurkuma gegen Blähungen, Völlegefühl und Sodbrennen hilft und ob es mit herkömmlichen Medikamenten wie Omeprazol mithalten kann.
Omeprazol ist ein sogenannter Protonenpumpen-Hemmer. Indem diese Medikamentenklasse die Magensäureproduktion reduziert, hilft sie zwar effizient gegen Verdauungsstörungen, doch wer sie langfristig einnehmen muss, entwickelt häufig Nebenwirkungen wie einen Mikronährstoffmangel. Auch das Risiko für Knochenbrüche, Infektionen und Demenz steigt mit der längeren Einnahme.
Um herauszufinden, ob Kurkuma eine nebenwirkungsarme Alternative zu Omeprazol und Co sein könnte, teilten Kongkam und sein Team zunächst über 200 Patienten mit Verdauungsstörungen in drei verschiedene Gruppen ein. Die erste erhielt 28 Tage lang täglich vier Kapseln mit 250 Milligramm Kurkumin, die zweite wurde mit 20 Milligramm Omeprazol am Tag behandelt und die dritte Gruppe erhielt eine Mischung aus beiden Mitteln. Indem die Patienten am Schluss angeben mussten, wie stark ihre Symptome nachgelassen hatten, konnten die Forschenden schließlich ermitteln, welches Mittel am besten geholfen hatte.
Auf einem Level mit herkömmlichen Medikamenten
Das Ergebnis: „Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den drei Gruppen festgestellt“, berichten Kongkam und seine Kollegen. Bei allen Patienten hatten die Beschwerden und Schmerzen demnach unabhängig von der zugeteilten Gruppe im Schnitt gleichstark nachgelassen, was darauf hindeutet, dass Kurkumin herkömmlichen Medikamenten wie Omeprazol in nichts nachsteht. Da das gelbe Pulver außerdem so gut wie keine Nebenwirkungen verursacht hatte, können die Forschenden sich vorstellen, es in der klinischen Praxis häufiger als Alternative zu Protonenpumpen-Hemmern in Erwägung zu ziehen.
Lediglich bei der subjektiven Zufriedenheit der Patienten haperte es ein wenig, wie Kongkam und sein Team berichten. Demnach hatten die Versuchsteilnehmer zwar weniger Schmerzen, aber waren deshalb nicht unbedingt zufriedener. „Eine mögliche Erklärung für diese Beobachtung könnte mit dem Geschmack und/oder Geruch des Kurkumins zusammenhängen, der bei den Teilnehmern ein geringeres Wohlbefinden bei der Einnahme hervorgerufen haben könnte“, so die Forschenden.
Kurkumin macht Magen-Darm-Trakt weniger empfindlich
Selbst wenn Kurkumin nicht bei allen Patienten geschmacklich überzeugt hat, so erzielte es doch die erwünschte Wirkung und Kongkams Team hat auch eine Theorie, warum. Die Forschenden halten es für möglich, dass Kurkumin eine hemmende Wirkung auf den sogenannten TRPV1-Rezeptor (transient receptor potential vanilloid 1) hat. Dieser Schmerzrezeptor steht im Verdacht, bei Menschen mit Verdauungsstörungen zur Überempfindlichkeit ihres Magen-Darm-Traktes beizutragen.
Indem das Kurkumin die TRPV1-Aktivität bremst, fallen auch die Beschwerden schwächer aus, so die Forschenden. (BMJ Evidence-Based Medicine, 2023; doi: 10.1136/bmjebm-2022-112231)
Quelle: BMJ