Mögliche Ursache für Zusammenhang von Rauchen und Alzheimer entdeckt
Rauchen schadet nicht nur der Lunge, sondern auch dem Gehirn: Es lässt unser Gehirn vorzeitig schrumpfen, wie eine Studie ergab. Demnach beschleunigt das Rauchen den natürlichen Alterungsprozess, durch den das Gehirnvolumen und damit auch die geistigen Fähigkeiten abnehmen. Dies könnte auch erklären, warum Raucher ein höheres Alzheimer-Risiko haben. Wer das Rauchen aufgibt, kann ein weiteres Schrumpfen seines Hirns verhindern. Der bis dahin verursachte Schaden bleibt jedoch, wie die Forschenden feststellten.
Rauchen ist bekanntermaßen ungesund, weil es viele Organe in unserem Körper schädigt, vor allem die Lunge, das Herz-Kreislauf-System und das Gehirn. Seit langem ist auch bekannt, dass Rauchen mit einem kleineren Gehirnvolumen zusammenhängt. Jedoch war nicht ganz klar, welcher dieser Aspekte den anderen verursacht und ob auch bestimmte Gene die Größe des Gehirns verändern. Die Vermutung liegt nahe, da sowohl die Gehirngröße als auch das Rauchverhalten vererbbar sind und zum Teil auf genetische Faktoren zurückgehen, wie frühere Studien ergaben.
Ist das Schrumpfen des Gehirns genetisch bedingt?
Um herauszufinden, wie sich diese Faktoren gegenseitig beeinflussen, hat ein Forschungsteam um Yoonhoo Chang von der Washington University in St. Louis anonymisierte Gesundheitsdaten von rund 32.000 Menschen aus der UK Biobank ausgewertet – einer der größten medizinischen Datenbanken. Die Forschenden verglichen dabei das Gehirnvolumen der Personen, das sich aus Hirnscans ableiten lässt, mit ihrem angegebenen Rauchverhalten und ihren Genen.
Die Auswertungen ergaben, dass diese drei Faktoren jeweils paarweise statistisch korrelierten: Menschen mit einem genetisch höheren Risiko für das Rauchen, rauchten tatsächlich häufiger. Zudem hatten die Personen mit dieser genetischen Vorbelastung ein kleineres Gehirn. Und wer täglich rauchte oder früher geraucht hatte, wies ein kleineres Hirnvolumen auf als Nichtraucher. Zudem war das Gehirn der Raucher umso kleiner, desto mehr Zigaretten sie pro Tag rauchten, wie das Team ermittelte.
Rauchen fördert das Schrumpfen des Gehirns
Nähere Analysen enthüllten, wie diese drei Faktoren – Rauchen, Gene und Gehirngröße – zusammenhängen: Demnach beeinflusst die genetische Vorbelastung zum Rauchen das tatsächliche Rauchverhalten, hat aber keinen direkten Einfluss auf die Gehirngröße. Stattdessen hängt das Schrumpfen des Gehirns davon ab, wie viel und wie lange die Person tatsächlich raucht, und damit nur indirekt von deren Genen. Es handelt sich also um eine Kettenreaktion, berichten die Wissenschaftler.
Das geschrumpfte Gehirn hat auch Folgen für die Gesundheit von Rauchern. „Eine Verringerung des Gehirnvolumens steht im Zusammenhang mit einer zunehmenden Alterung“, sagt Seniorautorin Laura Bierut von der Washington University. Ältere Menschen haben natürlicherweise ein kleineres Gehirn als jüngere, aber Raucher beschleunigen diesen Alterungsprozess durch ihren Tabakkonsum, berichten die Forschenden. Dieser Aspekt sei umso wichtiger, da unsere Bevölkerung ohnehin immer älter wird und sowohl das Alter als auch das Rauchen Risikofaktoren für Alzheimer-Demenz sind.
Was bringt ein Rauchstopp?
Das weckt die Frage, ob ein Rauchstopp gegensteuern kann. Dafür analysierten Chang und seine Kollegen auch gezielt Daten von Menschen, die bereits vor Jahren mit dem Rauchen aufgehört hatten. Dabei stellten sie fest, dass deren Gehirne dauerhaft kleiner blieben als die von Menschen, die noch nie geraucht hatten. Das legt nahe, dass das rauchbedingte Schrumpfen irreversibel ist. Wie die Forschenden berichten, sind sowohl die grauen Zellen als auch die weiße Substanz im Gehirn davon betroffen.
„Man kann den bereits angerichteten Schaden nicht wiedergutmachen, aber man kann verhindern, dass noch mehr Schaden entsteht“, sagt Chang. „Es gibt eine Sache, die Sie ändern können, um die Alterung Ihres Gehirns zu stoppen und sich keinem erhöhten Demenzrisiko auszusetzen: mit dem Rauchen aufhören.“ Weil Rauchen süchtig macht, ist das zwar nicht leicht, Nichtraucher werden aber mit einer besseren körperlichen und mentalen Gesundheit belohnt. (Biological Psychiatry: Global Open Science, 2023, doi:10.1016/j.bpsgos.2023.09.006)
Quelle: Washington University School of Medicine