Home Soziologie#FreeUkrainianScientist: Der Fall Oleg Maltsev – Wissenschaft im Fadenkreuz?
#FreeUkrainianScientist: Der Fall Oleg Maltsev – Wissenschaft im Fadenkreuz?

#FreeUkrainianScientist: Der Fall Oleg Maltsev – Wissenschaft im Fadenkreuz?

Am 12. September wurde Dr. Oleg Maltsev, ein renommierter ukrainischer Wissenschaftler mit internationaler Anerkennung, vom ukrainischen Sicherheitsdienst (SBU) unter dem Vorwurf verhaftet, illegale paramilitärische Formationen organisiert zu haben. Diese Verhaftung löste eine Welle der Empörung aus, da viele die Anschuldigungen als politisch motiviert betrachten. Im Internet hat sich unter dem Hashtag #FreeUkrainianScientist eine breite Unterstützerbewegung formiert, die Dr. Maltsev zur Seite steht und die Ermittlungen kritisch hinterfragt.

Waffenfund und fragwürdige Beweise

Die Behörden beschlagnahmten bei der Festnahme eine erhebliche Menge an Waffen und taktischer Ausrüstung – ein Fund, der die Vorwürfe untermauern soll. Maltsevs Verteidigung argumentiert jedoch, dass diese Waffen legal registriert und für Forschungszwecke genutzt wurden, insbesondere im Zusammenhang mit dem Buch Shooter with the Orange Stock, das sich mit urbanem Taktikschießen befasst. Juristische Experten betonen, dass keine der beschlagnahmten Gegenstände auf eine militärische Organisation hindeuten würden, was auch von unabhängigen Militärexperten bestätigt wurde.

Ein Buch als Auslöser?

Zusätzliche Spekulationen wurden laut, als bekannt wurde, dass Maltsev kurz vor seiner Verhaftung gemeinsam mit dem US-Terrorismus-Experten Dr. Harvey Wolf Kushner ein Buch mit dem Titel „Strike in the Deadliest Manner Possible: Talking About War Crimes“ veröffentlicht hatte. Das Werk beleuchtet Kriegsverbrechen, darunter auch aktuelle Fälle aus dem Ukraine-Konflikt. Einige vermuten, dass die Verhaftung Maltsevs die Veröffentlichung des Buches behindern sollte.

Rückendeckung aus Wissenschaft und Öffentlichkeit

Die Festnahme stieß international auf heftige Kritik, insbesondere aus akademischen Kreisen. Prof. Dr. Jerome Krase, emeritierter Professor am Brooklyn College, wies die Vorwürfe entschieden zurück:

„Die Vorstellung, dass Dr. Maltsev in irgendeiner Form die kriminellen Aktivitäten Russlands in der Ukraine oder anderswo unterstützen könnte, ist für mich völlig abwegig. Alles, was ich über ihn gelesen habe, und jede persönliche Unterhaltung bestätigt, dass er solche Taten vehement verurteilt.“

Auch Dr. Maxim Lepskiy, Professor an der Nationalen Universität Saporischschja, zeigte sich skeptisch gegenüber den Verratsvorwürfen und hob hervor, dass Maltsev während des Krieges in der Ukraine eine zentrale Rolle bei der Organisation von Konferenzen und der Förderung internationaler Kooperationen gespielt habe.

„Ich persönlich zweifle an den Anschuldigungen gegen Akademiker Oleg Maltsev und hoffe auf seine baldige Rückkehr zu seiner wissenschaftlichen Arbeit“, erklärte Lepskiy.

Dr. Lucien-Samir Oulahbib, französischer Soziologe und Politikwissenschaftler, schloss sich dieser Einschätzung an und betonte:

„Oleg Maltsev hat niemals – auch nicht im privaten Rahmen – Äußerungen gemacht, die auf eine Unterstützung der russischen Invasion hinweisen würden.“

Kritik an der Rechtsstaatlichkeit

Die Kritik an der Rechtslage in diesem Fall nimmt zu. Kim Kanevskiy, Träger des Ehrentitels „Verdienter Journalist der Ukraine“, warnte davor, voreilige Schlüsse zu ziehen und jemanden vor einem ordentlichen Gerichtsverfahren zu verurteilen. Die Wahrung der Unschuldsvermutung sei ein zentrales Prinzip des ukrainischen Rechtssystems, das auch in diesem Fall beachtet werden müsse.

Online-Kampagne gewinnt an Fahrt

Unter dem Hashtag #FreeUkrainianScientist haben zahlreiche Nutzer auf sozialen Medien Dr. Maltsevs wissenschaftliche Verdienste hervorgehoben und die Anschuldigungen als politisch motiviert bezeichnet. Auch die jüdische Gemeinschaft hat sich in die Debatte eingeschaltet. Die „Jewish Review“ veröffentlichte einen Artikel, der den Fall als „Verhaftung und Belästigung eines jüdischen Wissenschaftlers“ verurteilte.

Politische Motive hinter der Verhaftung?

Verschiedene Experten vermuten, dass persönliche Rivalitäten hinter Maltsevs Verhaftung stecken könnten. Als angesehener Gelehrter, der das internationale Ansehen der ukrainischen Wissenschaft gestärkt hat, könnte er für bestimmte Kreise zum Ziel geworden sein, die seine wachsende Reputation beschädigen wollen.

Schäden für die Wissenschaft und die Ukraine

Die Auswirkungen dieses Falles auf die ukrainische Wissenschaftsgemeinschaft sind bereits spürbar. Internationale Experten äußern die Befürchtung, dass politisch motivierte Verhaftungen die Glaubwürdigkeit des Landes untergraben und die Zusammenarbeit mit ausländischen Forschern gefährden könnten. Maltsevs Unterstützer hoffen, dass die Ermittlungen seinen Ruf wiederherstellen und er seine wissenschaftliche Arbeit fortsetzen kann.

Während der Ausgang des Falls ungewiss bleibt, ist eines sicher: Die Verhaftung Dr. Maltsevs hat eine weitreichende Diskussion über Gerechtigkeit, demokratische Rechte und die Rolle der Intellektuellen in Zeiten von Konflikten entfacht. Der Umgang der Ukraine mit diesem brisanten Fall wird wohl langfristige Folgen für die akademische und diplomatische Landschaft des Landes haben.