Projekt holt Debatte zu Freiheit der Forschung an ungewöhnliche Orte
Vom Fußballstadion bis zum Einkaufszentrum: Das Projekt „WiFrei“ zeigt Bielefelder*innen, wie freie Wissenschaft ihren Alltag prägt. In einer stadtweiten Ausstellung geht es vom 11. Oktober bis 31. Dezember um die Bedeutung der Wissenschaftsfreiheit, im Historischen Museum Bielefeld und an sechs Außenstandorten. Umgesetzt wird „WiFrei – Wie Freiheit Wissen schafft“ von der Konfliktakademie „ConflictA“ der Universität Bielefeld und dem Historischen Museum Bielefeld. Das Projekt ist Teil des Wissenschaftsjahres 2024 – Freiheit. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
„Freie Wissenschaft ist ein Eckpfeiler unserer Demokratie. Sie ermöglicht kritisches Denken und fundierte Entscheidungen in einer komplexen und zunehmend ungewissen Welt“, sagt Professor Dr. Andreas Zick, Leiter der ConflictA. Die Ausstellung thematisiert die Rolle von Wissenschaft in der Gesellschaft und zeigt Beispiele, wie wichtig diese Freiheit ist und welche Auswirkungen es hat, wenn Forschende kontrolliert, eingegrenzt oder sogar verfolgt werden. In der Kernausstellung im Forum des Historischen Museums geht es um Einschränkungen wissenschaftlicher Arbeit und deren Folgen. Dabei wird auch in den Blick genommen, wann es nachvollziehbar sein kann, Forschung aus ethischen Gründen zu begrenzen. Eröffnet wird die Gesamtausstellung am Freitag, 11. Oktober, um 18 Uhr im Museum.
Wie Wissenschaftsfreiheit sich auf den Alltag auswirkt
„Wir wollen deutlich machen, warum Wissenschaftsfreiheit jede*n etwas angeht“, sagt Constanze Döhrer, Leiterin des Museums „An jedem Außenstandort zeigen wir daher, wie diese Freiheit mit unserem Leben verwoben ist – sei es beim Einkaufen, im Theater oder sogar im Krankenhaus. In einer Ausstellung in der SchücoArena setzen wir uns beispielsweise mit der Frage auseinander, wie Forschung beitragen kann, Fußballstadien als Räume des fairen und respektvollen Miteinanders zu gestalten“, sagt Döhrer. Die weiteren Außenstandorte bieten jeweils einen einzigartigen Blick auf das Thema. Am Stadttheater wird die Beziehung zwischen Kunst, Freiheit und Demokratie ergründet. Im Grünen Würfel auf dem Kesselbrink wird die Frage behandelt, ob Wissenschaft aktivistisch sein darf. Im Einkaufszentrum LOOM werden Verbindungen zwischen Konsum, Forschung und Wissenschaft thematisiert. Das Kinderzentrum des Evangelischen Klinikums Bethel erörtert Wissenschaft gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen – etwa zu der Frage: „Wie wird über dich geforscht?“. Das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität geht am Beispiel des „Radikalenerlasses“ und daraus folgenden Berufsverboten für Wissenschaftler*innen den Grenzen von Forschungs- und Lehrfreiheit nach.
Neben der Ausstellung stehen weitere Angebote auf dem Programm, darunter eine Dialogveranstaltung im Historischen Museum Bielefeld. „Die Dialogveranstaltung lädt Menschen ein sich zu einer aktuell kontrovers diskutierten Frage zu unterhalten“, sagt Esther Rüßler, die das Projekt „WiFrei“ seitens der ConflictA koordiniert. Jeweils zwei Menschen mit unterschiedlichen Positionen führen ein Gespräch. „In einer Zeit, in der Meinungen oft polarisiert sind, schaffen wir einen Raum für respektvollen Austausch: Es geht darum, die Person und Beweggründe kennenzulernen“, so Rüßler. Für das Event kooperiert das Projekt „WiFrei“ mit einem Projekt von My Country Talks, ebenfalls Teil des Wissenschaftsjahres 2024 – Freiheit.
Kommende Veranstaltungen von „WiFrei“ im Überblick
– Ausstellung „Wie Freiheit Wissen schafft“: Vom 11. Oktober bis 31. Dezember 2024 im Forum des Historischen Museums Bielefeld (HMB) und an sechs Außenstandorten. Eröffnung am 11. Oktober um 18 Uhr im HMB.
– Kinoreihe „Conflicks“: Ab dem 15. Oktober finden regelmäßige Filmabende statt, die Facetten von Freiheit beleuchten und Raum für Dialog bieten. Die Filme und Termine werden auf www.conflict-a.de angekündigt.
– Filme für Jüngere: Geplant sind Kinovorführungen für Schüler*innen, darunter auch ein Film, der von Jugendlichen für Jugendliche produziert wurde. Zusätzlich ist für die Herbst- und Winterzeit eine Kinoveranstaltung für Familien geplant. Termine auf www.conflict-a.de.
– Dialogveranstaltung „Schafft Wissen Freiheit?“: Am 17. Oktober können Besucher*innen im HMB in Vier-Augengesprächen diskutieren, die zu aktuellen Fragestellungen andere Perspektiven vertreten. Moderatorin ist Ulli Zimmermann von Zeit Online.
– Schulworkshops: Angebote in Zusammenarbeit mit lokalen Schulen sensibilisieren Jugendliche für das Thema Wissenschaftsfreiheit.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos. Die Angebote laden zur aktiven Teilnahme ein. Sie sollen Bürger*innen jedes Alters die Möglichkeit bieten, sich mit der Bedeutung von Wissenschaftsfreiheit auseinanderzusetzen und eigene Standpunkte zu entwickeln. Den Auftakt machte das Projekt „WiFrei“ in den vergangenen Monaten bereits mit interaktiven Angeboten für junge Menschen, darunter ein Graffiti- und ein Poetry-Slam-Workshop. Die Ergebnisse werden in einer Wanderausstellung und einem Poetry Slam präsentiert.
Wissenschaftsjahr 2024 – Freiheit
Das Thema des Wissenschaftsjahres 2024 ist Freiheit. Denn sie ist von grundlegendem Wert und heute in lange nicht vorstellbarer Weise bedroht. Zwei Jubiläen unterstreichen in diesem Jahr ihre Bedeutung für Deutschland: 75 Jahre Grundgesetz und 35 Jahre Mauerfall. Das Wissenschaftsjahr 2024 beschäftigt sich daher mit verschiedenen Dimensionen von Freiheit. Was genau ist Freiheit? Hängen Freiheit und Demokratie zusammen? Wo fängt Freiheit an? Mit vielfältigen Angeboten zum Mitmachen bietet das Wissenschaftsjahr einen Rahmen, um generationenübergreifend über Freiheit, ihren Wert und ihre Bedeutung zu diskutieren– miteinander und mit der Wissenschaft. Über Freiheit von heute, morgen und weltweit. Das Wissenschaftsjahr ist eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD).