Der Renaissance-Künstler Michelangelo versteckte seine Linkshändigkeit – wohl auch, weil er eng mit der Kirche zusammenarbeitete.
Michelangelo Buonarotti gilt als Genie, als einer der Kunst mit links machte. Künftig gilt das wohl sogar im wörtlichen Sinn. Denn Davide Lazzeri, ein Spezialist für Medizin in der Kunst, kam nun zu dem Schluss: Der Renaissance-Künstler war tatsächlich Linkshänder.
Malerei mit rechts, Bildhauerei mit links
Zwar malte Michelangelo mit der rechten Hand, aber nur, weil er sich das Arbeiten mit der linken in jungen Jahren abtrainiert hat. Das berichtet Lazzeri in einer Studie im Fachmagazin „Clinical Anatomy“. Als Beleg für seine These führt der Forscher eine bisher wenig beachtete, zeitgenössische Biografie von Michelangelos Assistent Raffaele da Montelupo an. Derzufolge habe Michelangelo bei anstrengenden Tätigkeiten wie hämmern, schnitzen oder meißeln weiterhin die linke Hand benutzt.
Michelangelo hätte aus Sicht des Forschers auch einen guten Grund gehabt, seine dominante Hand zu verbergen: Linkshänder waren in der Renaissance schweren Vorurteilen ausgesetzt. Man sagte ihnen etwa nach, sie würden mit dem Teufel paktieren. Das traf Künstler wie Michelangelo, die eng mit der Kirche zusammenarbeiteten, umso härter.
Michelangelos verschenktes Potenzial
Mit Vorurteilen hatten Linkshänder in der westlichen Gesellschaft noch bis in die 1970er-Jahre zu kämpfen. Weil der Gebrauch der rechten Hand als Norm gilt, zwang man linkshändige Kinder beispielsweise, nur mit der rechten Hand zu schreiben – zum Teil mit psychischen Folgen wie Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen. Wer weiß also, was Michelangelo leisten hätte können, wenn er sich nicht hätte verstellen müssen?