Die 1859 geborene Marie Goslich war eine Fotopionierin und erfolgreiche Journalistin. Mit einfühlsamen Bildern und prägnanten Artikeln dokumentierte sie städtisches und ländliches Leben. Die Hinterhöfe in Berlin, vor allem aber die Dörfer der Mark Brandenburg waren ihre Motive. Während Goslichs Artikel in Zeitungen und Zeitschriften publiziert wurden, galten die Originale ihrer Fotografien als verschollen – bis 400 Fotoplatten in einem Treppenverschlag im Havelland wiederauftauchten.
Im Brandenburg-Preußen Museum in Wustrau kann man sich bis zum 8. Dezember 2019 in einer sehr sehenswerten Ausstellung mit der ungewöhnlichen Frau und ihrem Werk befassen. Mit den Fotografien Goslichs steht den Besuchern der Dorfalltag einer vergangenen Zeit vor Augen: Bauern bei der Kartoffelernte, Frauen bei der Heumahd, Kinder beim Spiel, Städter, die in der Havelländischen Seenlandschaft Erholung suchen. Goslich hatte auch ein Auge für Außenseiter wie Landstreicher und Hausierer, die sie eindrücklich festhielt und wie alle ihre Motive mit einem Hauch von Würde und Poesie umgab. Marie Goslichs Spur aber verliert sich 1938 in einer Heil- und Pflegeanstalt; vermutlich fiel sie dem „Euthanasie“-Programm der Nazis zum Opfer.