Dehydrierte Triathleten haben besonders häufig Krämpfe
(Un)gesunder Dauerlauf: Entgegen gängiger Annahmen gibt es bei Profisportlern keinen Zusammenhang zwischen dem Elektrolythaushalt des Körpers und Muskelkrämpfen, wie eine Analyse des Ironman-Wettkampfs über drei Jahrzehnte bestätigt. Entgegen früherer Befunde haben stattdessen Dehydrierungen doch einen Einfluss auf das Krampf-Risiko. Daneben spielen allerdings noch weitere Faktoren eine Rolle für einen gesunden Wettkampf. Welche sind das?
Der Ironman auf Hawaii zählt zu den berühmtesten Triathlons und Ultra-Ausdauer-Wettkämpfen der Welt. Am 26. Oktober starten wieder hunderte Teilnehmer in diesen Dreikampf aus Schwimmen, Radfahren und Laufen. Für den Körper der Sportler ist dies eine enorme Herausforderung. Um Verletzungen und Krämpfe zu vermeiden, ist neben des Muskel- und Ausdauertrainings auch eine angepasste Ernährung vor und während des Wettkampfes wichtig ist. Aber wie wichtig sind Essen und Trinken gegen Krämpfe?
Ironman-Athleten im Fokus
Dieser Frage ist ein Team um Paal Nilssen von der Washington State University nachgegangen. Dafür analysierten die Forschenden die Gesundheits- und Leistungsdaten von 10.533 Triathleten, die zwischen 1989 und 2019 während eines Ironmans wegen Muskelkrämpfen mit Infusionen behandelt wurden. Das entspricht sechs Prozent der Athleten dieser 30 Wettkampf-Jahre.
Die Sportmediziner wollten unter anderem herausfinden, warum die Krämpfe auftraten und warum die Infusionen dagegen helfen: Hatten die Triathleten zu wenig Elektrolyte wie Kalium-, Natrium- oder andere Salze im Körper oder zu wenig Wasser? Oder hatten sie andere Vorbelastungen, die Krämpfe fördern?
Elektrolyte sind nicht der Auslöser für Krämpfe
Die Auswertung ergab zum einen, – entgegen der gängigen Fehlannahme, aber übereinstimmend mit vorherigen Studien – dass nicht ein gestörter Elektrolythaushalt zu den Krämpfen führte. Die behandelten Sportler wiesen keine ungewöhnlichen Kalium- oder Natriumwerte auf.
„Muskelkrämpfe sind komplex, können aber auf veränderte neuromuskuläre Funktionsprobleme zurückzuführen sein. Das Elektrolytungleichgewicht hat allerdings wahrscheinlich nichts damit zu tun“, erklärt Seniorautor Chris Connolly von der Washington State University. Auch das Geschlecht war unwichtig: Männer und Frauen litten gleich häufig unter sportassoziierten Muskelkrämpfen.
„Stattdessen könnte eine schwerere Dehydrierung bei Ultra-Ausdauer-Triathleten eine Rolle spielen. Manche Athleten sind schon vor dem Rennen ein wenig dehydriert und einige von ihnen sind am Ende des Rennens sehr stark dehydriert.“ Das könnte – entgegen früherer Studien – doch eine Ursache der Krämpfe sein.
Wer schneller läuft, kriegt mehr Muskelkrämpfe?
Daneben spielen aber offenbar noch andere Faktoren eine Rolle: Erschöpfung, niedriger Blutdruck, Bauchschmerzen und Kopfschmerzen waren ebenfalls mit Muskelkrämpfen verbunden, wie die Forscher herausfanden. Jene Sportler, die bereits zu Beginn des Wettkampfes wegen Muskelkrämpfen behandelt wurden, wurden zudem häufig im Laufe des Rennes ein weiteres Mal behandelt.
Dennoch kamen die Athleten, die zwischendurch Krämpfe hatten, tendenziell etwas früher ins Ziel als diejenigen ohne Krämpfe. „Das hat wahrscheinlich mit der Intensität der Aktivität zu tun: Menschen, die relativ gesehen schneller ins Ziel kommen, arbeiten wahrscheinlich schneller und intensiver“, sagt Connolly. Diese erhöhte Intensität könnte demnach ebenfalls zu den Muskelkrämpfen beitragen, aber dieser Zusammenhang müsse weiter untersucht werden.
Mehr Daten für die Sicherheit der Sportler gesucht
„Ultra-Ausdauer-Triathlons wie der Ironman haben auf der ganzen Welt einen kometenhaften Anstieg der Popularität erlebt. Sie sind riesig geworden. Wenn ein Wettkampf, der körperlich so anspruchsvoll ist, so schnell wächst, dauert es meiner Meinung nach eine Weile, bis die Sicherheitsmaßnahmen und -pläne aufholen“, sagt Connolly. Eine medizinische Versorgung und Betreuung ist auch deshalb wichtig, weil die Athleten beim Laufen selbst die Schmerzen oft nicht spüren.
Beim diesjährigen Ironman wollen die Forschenden daher nun weitere Daten sammeln und Sportler untersuchen, um mehr Hinweise auf hilfreiche Trainings-Tipps für künftige Rennen zu erlangen. (Clinical Journal of Sport Medicine, 2024; doi: 10.1097/JSM.0000000000001276)
Quelle: Washington State University