Waldemar Nazarov wird zu Fachdiskursen und Interkulturalität in deutsch-französischen Institutions- und Organisationskontexten arbeiten / Intensivierung und Stärkung binationaler Forschung und Lehre
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und die Université de Bourgogne (uB) in Dijon in Frankreich haben in der innovativen Ausschreibung der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) für deutsch-französische Professuren überzeugt und zum Wintersemester 2024/2025 eine gemeinsame Juniorprofessur mit Modellcharakter eingerichtet. Die Professur Mainz-Dijon besetzt dabei ein geisteswissenschaftliches Feld mit ausgeprägtem Gesellschaftsbezug. In der Pionierphase fördert die DFH insgesamt fünf deutsch-französische Professuren; in einer zweiten Ausschreibungsrunde sollen fünf weitere Professuren hinzukommen. Jede dieser Professuren ist mit 50.000 Euro pro Jahr über einen Zeitraum von zunächst drei Jahren ausgestattet, eine Verlängerung um drei weitere akademische Jahre ist möglich. „Die Förderung der JGU und ihrer langjährigen Partneruniversität in Dijon in diesem Wettbewerb unterstreicht einmal mehr die außergewöhnliche Erfolgsgeschichte der deutsch-französischen Kooperation zwischen beiden Hochschulen. Mit dieser Professur bauen wir eine weitere Brücke zwischen Mainz und Dijon, die mittlerweile unter anderem auf einem binationalen Studienangebot in mehr als zehn Fächern sowie auf diversen gemeinsamen Bachelor-, Master-, Lehramts- und Promotionsprogrammen fußt“, betont JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch.
Die „Brücken-Professur“ Mainz-Dijon wurde zum 1. Oktober 2024 an der Université de Bourgogne eingerichtet und ist mit Dr. Waldemar Nazarov mit einem Kenner des deutsch-französischen Studien- und Promotionsprogramms besetzt. Nazarov hat Translationswissenschaft am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der JGU studiert. Mit der Begeisterung von jeweils zwei Auslandssemestern am Institut de management et de communication interculturel (ISIT) in Paris während seines Bachelor- und Masterstudiums entschied er sich für eine binationale Promotion (cotutelle) in Linguistik und Translationswissenschaft an der JGU und der uB. Diese schloss er im Mai 2024 erfolgreich mit seinem Dissertationsprojekt „Frame-Semantik als rechtsvergleichendes Darstellungsformat im Kontext der juristischen Fachübersetzung am Beispiel ausgewählter Termini aus französischen Gerichtsurteilen“ ab. Nazarovs Arbeitsschwerpunkte liegen in der Forschung zu Fachdiskursen und Fachsprachen, denen er sich aus frame-semantischer und kognitionswissenschaftlicher ebenso wie aus rechtswissenschaftlicher, soziologischer und anthropologischer Perspektive nähert – unter der besonderen Berücksichtigung der kulturspezifischen Wahrnehmung von Identität und Bilingualität.
In den kommenden drei Jahren seiner deutsch-französischen Juniorprofessur wird Dr. Waldemar Nazarov im Wintersemester jeweils schwerpunktmäßig in Dijon tätig sein, im Sommersemester dann in Mainz. An beiden Standorten wird er Lehrangebote schaffen, die sich in den deutsch-französischen Kontext einordnen. Zudem wird er seine Erfahrung und Expertise in die Betreuung des Deutsch-französischen Doktorandenkollegs in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften Mainz-Dijon (DFDK) einbringen. „Mein Ziel ist es, die Studierenden für die Hochschul- und Forschungstraditionen des jeweiligen Partnerlandes zu sensibilisieren“, betont Nazarov. „Im Rahmen des deutsch-französischen Doktorandenkollegs habe ich daher die neue Workshopreihe ‚Modelle und Methodiken interdisziplinär‘ initiiert, um die Vielfalt der Ansätze aus den verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen zugänglich und vergleichbar zu machen sowie diese in einem deutsch-französischen Kontext weiterzuentwickeln.“
„Die Universitäten in Dijon und Mainz sind bereits seit 1976 durch ein Partnerschaftsabkommen verbunden, das zudem in eine historische, starke Städte- und Regionalpartnerschaft eingebunden ist, und haben ihre Kooperation über die Jahre hinweg kontinuierlich ausgebaut“, berichtet Prof. Dr. Antje Lobin, JGU-Partnerschaftsbeauftragte für die Université de Bourgogne und Leiterin des Dijonbüros. Bislang haben rund 1.200 Studierende ein deutsch-französisches Doppelstudium in Mainz und Dijon absolviert, wobei die angebotene Fächervielfalt – von Deutsch, Französisch, Englisch und Komparatistik über Geografie, Geschichte und Kunstgeschichte bis zu Philosophie – nach wie vor einmalig in Deutschland und Frankreich ist. Auch in der binationalen Lehramtsausbildung nimmt die Partnerschaft Mainz-Dijon seit dem Jahr 2000 eine Vorreiterrolle ein, 2011 startete zudem ein Deutsch-Französisches Doktorandenkolleg in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Zudem sind die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Université de Bourgogne Gründungsmitglieder der europäischen Hochschulallianz FORTHEM und tragen so zu einem europäischen Exzellenzcampus bei, der Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zwischen den mittlerweile neun Partneruniversitäten der Allianz bietet.
„Die jetzt eingerichtete deutsch-französische Juniorprofessur ist ein strategischer Erfolg für die Universitäten in Mainz und Dijon und das neueste Leuchtturmprojekt dieser fruchtbaren Kooperation“, betont der Vizepräsident für Studium und Lehre der JGU, Prof. Dr. Stephan Jolie. „Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Dr. Waldemar Nazarov einen weiteren Baustein in der Wertschöpfungskette deutsch-französischer Bildung zu bieten und den wissenschaftlichen Austausch zu intensivieren – über die Grenzen von Mainz und Dijon, Frankreich und Deutschland hinaus.“
Die Deutsch-Französische Hochschule
Die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) wurde 1997 anlässlich des deutsch-französischen Gipfels in Weimar gegründet. Sie wird paritätisch von Deutschland und Frankreich finanziert und hat ihren Sitz in Saarbrücken. Die DFH ist ein Netzwerk von mehr als 210 Hochschuleinrichtungen in beiden Ländern, die insgesamt 194 integrierte binationale und trinationale Studiengänge mit aktuell rund 6.000 eingeschriebenen Studierenden anbieten. Ziel der DFH ist die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich in den Bereichen Hochschule, Forschung und Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses.