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China baut ersten KI-Supercomputer im All

China baut ersten KI-Supercomputer im All

Erste Satelliten für chinesisches KI-Computernetzwerk in den Orbit gestartet

Orbitales Rechenzentrum: China hat damit begonnen, das erste KI-Computerzentrum im All zu errichten – die ersten zwölf Satelliten dafür sind bereits im Orbit. Fertiggestellt soll das orbitale Rechenzentrum 2.800 Satelliten umfassen, die zusammen eine Rechenleistung von 1.000 PetaOps erbringen – 1.000 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde. Der KI-Supercomputer im All soll den Betrieb künstlicher Intelligenz effizienter machen, denn Kühlung liefert der Weltraum, Strom die Sonne.

Künstliche Intelligenz boomt und bietet faszinierende neue Möglichkeiten. Aber sie verbraucht enorme Ressourcen: Allein das KI-System ChatGPT benötigt Schätzungen zufolge rund 564 Megawattstunden Strom pro Tag – Tendenz steigend. Alle KI-Rechenzentren zusammen brauchen für Betrieb und Kühlung schon fast so viel Strom und Wasser wie ein ganzes Land. Für Umwelt und Klima könnte dies zum Problem werden, wenn keine effizienteren, nachhaltigere Lösungen gefunden werden.

Aber wie? Eine Möglichkeit besteht darin, die KI-Systeme effizienter zu machen, beispielsweise durch analoge Computertechnologien oder kleinere, leistungsstärkere KI-Modelle wie Deepseek. Ein anderer Ansatz ist es jedoch, die KI-Rechenzentren dorthin zu verlegen, wo Kühlung und Strom einfacher zu bewerkstelligen sind – beispielsweise in den Ozean oder auch ins Weltall.

Netzwerk aus KI-Satelliten

Genau dies plant nun China mit seiner neuen „Three-Body Computing Constellation“. Dabei handelt es sich um ein KI-Rechenzentrum in der Erdumlaufbahn. Dieses soll im fertigen Zustand aus 2.800 miteinander vernetzten, über Lasersignale kommunizierenden Satelliten bestehen. Jeder dieser Satelliten beherbergt ein KI-Modell mit acht Milliarden Parametern. Die ersten zwölf Satelliten mit dieser KI an Bord wurden am 14. Mai 2025 in den Erdorbit gebracht.

Die neue Satelliten-KI basiert auf Edge-Computing: Die für die künstliche Intelligenz nötigen Rechenoperationen laufen nicht in der Cloud oder einem entfernt liegenden Datenzentrum, sondern vor Ort. Eine solche Edge-KI steckt beispielsweise auch in KI-Systemen wie Llama, Siri oder Alexa, die unabhängig vom Internet auf einem Notebook, Smartphone oder anderen lokalen Rechner laufen können. Der Vorteil: Weil die zu verarbeitenden Daten nicht gesendet werden müssen, ist eine solche KI schneller und effizienter.

1.000 PetaOps pro Sekunde geplant

Bei der neuen chinesischen Satelliten-KI kann jedes einzelne KI-Modell nach Angaben des chinesischen Unternehmens ADA Space 744 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde durchführen (TeraOps). Wenn das modulare System der KI-Satelliten miteinander verbunden ist, soll das gesamte orbitale KI-Computerzentrum eine Leistung von 1.000 PetaOps pro Sekunde erreichen. Zum Vergleich: Der aktuell stärkste Supercomputer der Welt, El Capitan am US Lawrence Livermore National Laboratory, schafft 1,72 PetaOps.

Die neuen KI-Satelliten könnten von anderen Satelliten gesammelte Daten, beispielsweise zu Wetter, Klima oder Astronomie, direkt in der Erdumlaufbahn verarbeiten. Das könnte die Auswertung schneller und effektiver machen. Denn bisher müssen die Unmengen an Rohdaten über Funkverbindungen mit begrenzter Bandbreite zur Erde geschickt werden. Das frisst Zeit und Ressourcen. Durch orbitale Rechenzentren können diese Daten vor Ort ausgewertet werden, so dass nur die Ergebnisse zur Erde geschickt werden müssen. „Die Konstellation wird Echtzeit-Verarbeitung orbitaler Daten ermöglichen“, heißt es seitens der Betreiber.

Sonne und Weltraum liefern Strom und Kälte

Der entscheidende Vorteil orbitaler Rechenzentren liegt jedoch in ihrer Effizienz: Durch die Kälte des Weltraums werden die Computersysteme an Bord der Satelliten gekühlt, ohne dass stromfressende Lüfter oder Wasserkühlungen nötig sind. Den nötigen Strom für die Rechner liefern Solarzellen – das macht diese orbitalen Rechenzentren relativ klimafreundlich. Angesichts des steigenden Bedarfs von KI-Datenzentren könnte sich der größere Aufwand für Raketenstarts und Satellitenkonstruktion daher lohnen.

China ist zwar das erste Land, das einen solche KI-Supercomputer im Orbit begonnen hat. Aber auch in den USA und Europa laufen bereits erste Tests mit Weltraum-Rechnern. „Es ist eine gute Zeit darüber nachzudenken, wie wir künstliche Intelligenz ins All bringen können, statt nur auf unsere Laptops und Handys“, sagte Wang Jian vom federführenden Zhejiang Laboratorium bei einer Konferenz in Macau.

Allerdings: Schon jetzt wird es allmählich eng im Erdorbit. Durch Satelliten-Konstellationen wie Starlink und Co sind in den letzten Jahren tausende weitere Satelliten in den erdnahen Umlaufbahn gebracht worden. Diese ermöglichen zwar orbitales Breitbandinternet, stören aber auch astronomische Beobachtungen und vermehren das Risiko für Kollisionen und Weltraumschrott.

Quellen: ADA Space, CGTN, TRT Global